Alltägliches

Da es immer noch nicht so viel spannendes von meiner Arbeit zu berichten gibt, dachte ich mir, es wäre mal an der Zeit, ein bisschen was generelles über mein Leben hier zu berichten.

 

Zunächst mal mein Tagesablauf: Ich kann glücklicherweise morgens im Moment meistens relativ lange schlafen. Ich stehe so gegen viertel vor 8 auf, denn es gibt hier nur bis ca. 8 Uhr warmes Wasser (und auch das nicht so zuverlässig, das hängt am Wasserdruck), dusche mich und frühstücke ganz gemütlich. Beim Frühstück bin ich meistens alleine, da meine Gastmutter schon vor mir das Haus verlässt um zu arbeiten. Zum Frühstück gibt es bei mir Müsli - im Moment die kostenlose Müsli-Probe des Bildungsministeriums (morgens zu frühstücken ist wohl vor allem für Schulkinder hier eher ungewöhnlich, da wird gerade dran gearbeitet), mit Haferflocken, Kokos und Rosinen. Ansonsten gibt es Kellogg's-Müsli, ganz gesund :) Da habe ich gleich an meinem ersten Tag für gesorgt, denn ich war mit meiner Gastmutter im Supermarkt (oder besser in einem riesigen SuperMaxxi - der amerikanische Einfluss ist hier doch spürbar) und wir wollten Müsli für mich kaufen. Als ich sagte, dass ich gerne etwas mit Früchten hätte steuerte sie geradewegs auf bunte Zuckerringe zu, ich habe dann aber zum Glück die vertraute Kellogg's-Packung entdeckt und wir haben die gekauft.

Aus dem Haus gehe ich dann so gegen 10. Da es in der Fundación gerade kein aktuelles Projekt gibt sind meine Arbeitszeiten im Moment flexibel, außer natürlich, ich verreise mit irgendjemandem - dann muss ich auch schon mal um 5 aus dem Haus. Dann bin ich den Tag über in der Fundación, zu mittag gegessen wird auch da. Patto, mein Tutor, kocht jeden Tag.

Zum Mittagessen: Es gibt zur Vorspeise eine Suppe. Das ist immer eine riesige Portion, und oft auch noch Kartoffelsuppe, sodass ich von der Suppe schon satt wäre - mittlerweile habe ich aber durchgesetzt, dass ich eine kleinere Portion bekomme. Das ist das praktische, wenn schon andere (weibliche) Freiwillige da waren: Alle sind daran gewöhnt, dass deutsche Mädchen wenig essen - nach ecuadorianischen Maßstäben natürlich, ich finde die Portionen immer noch riesig. Danach gibt es dann viel Reis, Fleisch und noch eine andere Beilage, manchmal eine Erbsensoße, Kartoffeln oder etwas in der Richtung. Was auch immer dazu gehört ist Aji, eine scharfe Soße, die man zu allem isst. Am Anfang fand ich das nicht so super lecker, aber mittlerweile liebe ich das Zeug! Jetzt kommt das auch bei mir in die Suppe, über den Reis, das Fleisch, und alternativ auch über die Kracker, die es als Beilage gibt.

Wenn man in einem Restaurant essen geht gibt es manchmal auch noch (für mich zumindest) ungewohnte Sachen als Beilage - gesalzenes Popcorn oder Käse für die Suppe, gerösteten Mais oder ähnliches.

Nachtisch hatte ich bisher nur ganz selten, dafür gehört der frische Fruchtsaft immer dazu. Ich habe auch schon den Baumtomatensaft probiert, aber - oh wunder - er hat mir nicht geschmeckt. Das schmeckt einfach zu sehr nach Tomate :) Dafür ist der Rest fast immer lecker, allerdings weiß ich manchmal nicht, welche Frucht das jetzt so genau ist. Und auch wenn ich nachfrage bin ich nicht immer schlauer, weil ich einfach viele Früchte hier gar nicht kenne.

Um halb 5 gehe ich dann meistens wieder nach Hause (normalerweise nehme ich den Bus, aber wenn ich dann wieder gesund bin, fahre ich Fahrrad!), was ganz schön ist, weil es dann noch hell ist.

Abends treffe ich mich dann manchmal noch mit anderen Freiwilligen in der Stadt, wir trinken einen Kaffee oder lassen uns die verschiedenen Leckereien schmecken, die hier an der Straße so angeboten werden - mein Magen verträgt das mittlerweile. Und mittwochs gehts zur Bailoterapia ins Fitnessstudio.

Auf der Straße werden wir als Gringos eigentlich immer angesprochen, manchmal auf englisch ("Hey Chicas, where are you from?") oder auch auf spanisch ("Hola, Guapa!"). Normalerweise von männlichen, eher jüngeren Ecuadorianer, heute war aber interessanterweise auch eine alte indigene Frau darunter :)

 

Eine kleine Änderung gab es diese Woche dann allerdings doch: Ich habe mir die Haare dunkler gefärbt (die Farbe liegt irgendwo zwischen dunkelblond und braun), weil ich es nicht so mochte, dass mir die Leute im Bus an die Haare gefasst oder an meinem Zopf gezogen haben. Insgesamt ist es ganz okay, aber an den Stellen, wo mein Haar so richtig blond war, sieht das ganze noch etwas gräulich aus... Vielleicht muss ich da noch einmal drüberfärben. Aber ihr werdet das Ergebnis dann ja auf den Fotos bewundern können. Die Fotos vom letzten Wochenende werden auch noch nachgereicht, sobald ich sie von Tobi und Daniel bekommen habe!

 

Liebe Grüße an alle,

Julia

The Danger of a Single Story

Dieser Blog bietet kein umfassendes Bild über die Kultur Ecuadors. Ich werde mir zwar Mühe geben, keine Vorurteile aufzubauen, aber ich kann leider nicht alle meine Eindrück hier schildern, und manches nehme ich als Ausländerin auch anders wahr, als es vielleicht wirklich ist. Seht mich also nicht als Expertin für Ecuador und fasst nichts von dem, was ich schreibe, als generelle Aussage über Ecuador(ianer) auf. Ein Film dazu, der das Problem an der Sache gut verdeutlicht, und den wir auf dem Vorbereitungsseminar gezeigt bekommen haben: http://blog.ted.com/2009/10/07/the_danger_of_a/