Wochenende am Strand und neues Projekt

Soo, heute gibt es mal wieder viel zu erzählen! Ich habe ein wunderbares Wochenende an der Küste verbracht und hatte dann heute einen schönen Arbeitstag in meinem neuen Projekt.

 

Der Donnerstag fing schon mal gut an - skypen mit zu Hause, diesmal aber mit größerer Besetzung: Oma, Alena, Maren und Helen waren mit von der Partie, was mich riesig gefreut hat!

Dann ging es zum Busterminal, wo ich zufälligerweise eine andere Freiwillige aus Riobamba getroffen habe, die auch nach Guayaquil wollte. Sehr praktisch, denn so war die Busfahrt nicht so langweilig. Das wäre sie allerdings sowieso nicht geworden, denn erstens ist die Natur natürlich richtig beeindruckend, außerdem ist mitten in Pallatanga (zum Glück in der Stadt, wo man sofort helfen konnte) ein Reifen geplatzt. Es gab einen lauten Knall, dann hat es gestunken, und dann standen wir da eine halbe Stunde, bis man uns einen neuen organisiert hatte und wir weiterfahren konnten. Dann sind wir irgendwann in die "richtige" Küstengegend gefahren (ich war ja bisher nur im Übergangsbereich von Küste und Sierra (der Andenbereich) gewesen, wo es immerhin noch etwas hügelig war), und mir bot sich ein komplett neues Bild. Zunächst einmal war alles flach, das habe ich seit 2 Monaten gar nicht mehr gesehen. Und dann verstehe ich jetzt auch die Bezeichnung "Bananenrepublik" - wir sind bestimmt 1,5h nur an Bananenplantagen vorbeigefahren! Nur unterbrochen von den kleinen Dörfern, wo die Plantagenarbeiter wohnen und ein paar wenigen riesigen Villen in denen die Plantagenbesitzer wohnen. Nach etwa 4,5h (trotz Panne - unser Busfahrer war einer von der schnellen Sorte) sind wir dann in Guayaquil angekommen. Der erste Eindruck: warm! Außerdem war das Terminal total überfüllt, weil am Freitag ja Feiertag war. Deshalb konnte ich leider auch nicht direkt einen Bus nach Montanita bekommen sondern musste 2h warten. Silke (die andere Freiwillige) hat sich in Guayaquil mit einer Freundin getroffen. Für mich ging es dann irgendwann aber auch weiter richtung Montanita, erstmal aus Guayaquil raus (und das dauert, denn das ist die größte Stadt Ecuadors), durch die Armenviertel am Rand, und dann wieder durch wunderschöne Landschaften. Irgendwann wurde es dann allerdings dunkel, sodass ich davon nicht mehr soviel gesehen habe. Zum Glück hatte ich aber eine nette Sitznachbarin, eine Ecuadorianerin aus Quito, mit der ich mich unterhalten konnte (jaa, mein Spanisch ist besser geworden :D). In Montanita angekommen ging es ins Taxi und dann hoch zu dem Hügel, wo Catharina wohnt und arbeitet. Endlich angekommen gab es erst mal Wiedersehensfreude und dann den Besuch der Messe, die anlässlich des Feiertages abgehalten wurde. Das war aber eigentlich ganz schön, das Ganze fand in einer kleinen Kapelle statt und es waren auch eigentlich nur die Missionarinnen der Schule da, dann wurde etwas Gitarre gespielt und gesungen, insgesamt eine sehr entspannte Stimmung. Nach der Messe wurde ich von allen herzlich willkommen geheißen, mir wurde mein Zimmer gezeigt, und dann hatten Catharina und ich unsere Ruhe und konnten uns auf den neuesten Stand bringen (was eine Weile gedauert hat... :) ).

 

Am nächsten Tag haben wir uns dann erst mal kurz mit den Kindern gespielt und sind dann runter an den Strand. Da sind wir dann auch eigentlich den ganzen Tag geblieben, immer im Wechsel mit irgendwelchen Orten, wo es etwas zu essen gab. Leider war das Wetter nicht so gut (auch an der Küste ist im Moment Regenzeit), und es war die ganze Zeit bewölkt. Aber wir haben Surfer bewundert, leckere Mangos gegessen und den Tag genossen. Abends waren wir dann total müde (warm war es ja trotzdem), also lagen wir einfach noch stundenlang in Catharinas Bett und haben geredet. Außerdem war uns nach der letzten Woche, die für uns beide anstrengend war, eh nicht so nach feiern.

 

Am Samstag war geplant, erstmal runter ins Dorf zu gehen, Fotos zu machen und etwas zu essen, und dann nachmittags einen Surfkurs zu machen. Leider war das Wetter noch schlechter als am Vortag und es hat die ganze Zeit genieselt, aber wir haben diesen Plan trotzdem durchgezogen. Hat sich auch gelohnt - auf den Fotos sieht es zwar nicht so paradiesisch aus wie wenn die Sonne geschienen hätte, aber wir haben sehr leckere Nachos gegessen und haben die ganze Zeit in einem sehr gemütlichen Restaurant gegessen. Tja, und dann ging es surfen, und das war richtig lustig! Wir hatten erst ca. 20 Minuten lang eine theoretische Einführung am Strand, und dann ging es ins Wasser, jede mit einem eigenen Surflehrer. Und dann haben wir geübt, sind ins Wasser gefallen, von den Wellen umhergeschleudert worden - aber manchmal gab es da auch diese kurzen Glücksmomente, in denen man es mal geschafft hat und dann wie ein Held zwischen den bewundernden Blicken der ganzen anderen Anfängern hindurch gesurft ist :D Insgesamt bin ich der Meinung, dass wir uns beide gar nicht so blöd angestellt haben, aber es ist doch viel wackeliger, als ich gedacht hatte. Im Wasser hatten wir dann insgesamt etwa 1,5h, und das hat auch absolut gereicht, denn dann waren wir müde und alles tat weh - ich habe immer noch Muskelkater. Außerdem waren die Knie und der Bauch total rot, weil das Brett eben doch nicht so bequem ist, und irgendwie habe ich an meiner Hand eine kleine Schnittwunde. Aber egal, Opfer muss man bringen, und es hat sich wirklich gelohnt! Abends ging es dann nach einer kurzen Abschiedsrunde von den Missionarinnen ins Bett, wo wir halb komatös lagen und trotzdem noch ewig geredet haben, denn schließlich war das der letzte Abend, den wir uns für lange Zeit sehen werden - trauriger Gedanke, aber es gibt ja Skype. Am nächsten Morgen mussten wir dann auch schon früh raus, weil der späteste Bus, den ich bekommen konnte, um 5:45 fuhr - alles andere war wegen Feiertag schon voll, obwohl ich das Ticket schon am Freitag gekauft habe. Praktischerweise wusste ich aber ja, dass Silke auch in Guayaquil ist, und die habe ich dann noch angerufen, ob wir uns treffen können, und so konnte ich noch einen Tag in Guayaquil verbringen. Das war auch echt schön, wir sind eine wenig den Malecon entlangspaziert (ein Park entlang des Flussufers, der echt ganz schön angelegt ist) und dann in das Stadtviertel mit den ganzen bunten Häusern gegangen, was auch toll ist. Irgendwann an diesem Tag kam allerdings die Sonne raus, und dann wurde es richtig warm. Bevor wir in den Bus sind, haben wir dann erstmal noch geduscht, aber trotzdem hat mir das mal wieder gezeigt, wie glücklich ich in Riobamba sein kann - bei dieser Hitze in langer Hose ein Jahr lang arbeiten (denn in Ecuador sind kurze Hosen eher unüblich und werden wenn überhaupt nur am Wochenende getragen), das wäre schrecklich. Für ein paar Tage Urlaub ja, aber mehr brauche ich dann auch nicht. Dann ging es auch schon wieder zurück, mit einem weiteren Highlight - als wir gerade im Regenwaldgebiet ankamen, ging die Sonne langsam unter - viermal so groß wie normal und knallrot, wunderschön.

Insgesamt war das also ein wunderbares Wochenende!

 

Heute hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag im neuen Projekt. Die Zeiten, in denen ich ausschlafen konnte, sind allerdings vorbei, jetzt muss ich jeden Tag um 8 im Büro sein. Das war ich dann heute auch, und - erste positive Sache - alle waren pünktlich! Ich wurde dann erstmal vorgestellt und mein neuer Chef hat mir ein bisschen erklärt, wie mein Arbeitsplan so aussehen wird. Ich werde 2 Tage die Woche in einem Projekt zu nachwachsenden Rohstoffen arbeiten und die restlichen drei Tage in der Koordination des Umweltbereiches, da wird dann jeweils in der Woche vorher geplant, wo genau ich helfe. Ich werde allerdings gucken, dass, wenn ich dann ein bisschen eingearbeitet bin und weiß, welche Bereiche es so gibt, ich mich auf einen Bereich ein bisschen stärker fokussiere, um da besser mitarbeiten zu können und auch selber mehr machen zu können. Insgesamt werde ich auch in diesem Projekt viel in der Region reisen, was ich natürlich super finde. Heute ging es schon in eine Region namens "La Candelaria", die etwa eine Stunde von Riobamba entfernt hinten in den Bergen liegt und nur per Schotterpiste zu erreichen ist. Dort habe ich zusammen mit einer anderen Mitarbeiterin die jeweiligen "Chefs" der Dörfer zu einem Workshop zu dem Thema eingeladen, der dann am Donnerstag stattfindet. Das war richtig schön, weil ich natürlich viel von der Umgebung gesehen habe und mich auch gut mit der Mitarbeiterin unterhalten konnte und einiges über ihre Arbeit erfahren habe. Ein sehr schöner Vormittag also. Nachmittags gab es dann noch keine Beschäftigung für mich, ich saß also da im Büro, langweilig war mir allerdings trotzdem nicht. Hier sitze ich nicht alleine in einem Büro sondern zusammen mit den anderen Mitarbeiter, und die unterhalten sich und machen Späße (teilweise gingen die wohl auch auf meine Kosten, aber da alle gleichzeitig geredet haben, konnte ich das leider nicht so ganz verstehen), die Stimmung ist insgesamt sehr locker. Ich bin also zuversichtlich, dass ich hier einerseits mehr Arbeit habe und andererseits noch schneller spanisch lernen werde, da ich nicht mehr alleine im Büro sitze. Diese Woche kommt wohl auch noch ein Freiwilliger aus Japan an, der hat allerdings schon Forstwissenschaften studiert. Wird aber bestimmt trotzdem ganz nett, nicht die einzige Neue zu sein :) Aber auch sonst wird es mir dort gut gehen - ich wurde herzlichst empfangen und die Leute sind sehr nett.

 

Zu guter Letzt bleibt mir also nur noch zu sagen, dass ich im Moment in einer sehr schönen Hochphase bin, und hoffe, dass es in meiner Arbeit positiv weitergeht - noch einen Projektwechsel will ich nicht.

 

Allerliebste Grüße,

Julia

The Danger of a Single Story

Dieser Blog bietet kein umfassendes Bild über die Kultur Ecuadors. Ich werde mir zwar Mühe geben, keine Vorurteile aufzubauen, aber ich kann leider nicht alle meine Eindrück hier schildern, und manches nehme ich als Ausländerin auch anders wahr, als es vielleicht wirklich ist. Seht mich also nicht als Expertin für Ecuador und fasst nichts von dem, was ich schreibe, als generelle Aussage über Ecuador(ianer) auf. Ein Film dazu, der das Problem an der Sache gut verdeutlicht, und den wir auf dem Vorbereitungsseminar gezeigt bekommen haben: http://blog.ted.com/2009/10/07/the_danger_of_a/