Nikolaus und Sonnenbrand

Heute war Nikolaus - und ich habe mir einen Sonnenbrand geholt. Nicht ganz das richtige Feeling für die Vorweihnachtszeit :) Mal abgesehen von dieser Kleinigkeit aber war heute ein richtig schöner Tag.

 

Wir haben heute mit allen Mitarbeitern des Umweltbereiches so eine Art Betriebsausflug gemacht. Vorher wurde mir nur gesagt, dass wir da dann Spiele spielen und über Umweltbildung reden. Aber da ich ja mittlerweile an ecuadorianische Pläne gewöhnt bin habe ich darauf mal nicht so viel gegeben und geguckt, was so kommt. Wir sind dann morgens alle zusammen zu dem Haus und Grundstück von einem der Mitarbeiter gefahren. Das ist etwa eine dreiviertelstunde von Riobamba weg und liegt schon etwas richtung Oriente, ziemlich nah am Tungurahua (der aktive Vulkan in der Nähe von Riobamba). Richtung Oriente bedeutet vor allem aber auch, dass es dort schon deutlich wärmer ist als in Riobamba und die Natur auch anders ist - viel grüner! Auf dem Grundstück wuchsen auch verschiedenste Früchte - Feigen (leider noch nicht reif), Avocados, Limonen (die teilweise so groß waren wie Grapfruits!) ... und zwischen all diesen Pflanzen flogen dann auch noch Kolibris hin und her. Richtig schön und ruhig also. Als dann alle da waren haben wir angefangen zu kochen und zu grillen. Da saßen wir dann also alle etwa 2 Stunden und haben Zwiebeln, Tomaten und alles mögliche geschnippelt. Als wir fertig waren hatten dann auch alle irgendwann Hunger, essen gab es aber noch nicht - der Chef war noch nicht da, der musste noch zu irgendeiner Versammlung. Dann haben kurzerhand noch eine Runde Volleyball gespielt, was richtig Spaß gemacht hat - auch wenn ich darin nach wie vor nicht wirklich überragend gut bin :). Das Schöne dabei war aber, dass lustige Situation auch ohne Sprache funktionieren und wir einfach alle viel gelacht haben. Insgesamt ist das hier mit Humor so eine Sache - er ist einfach anders als in Deutschland. Hier wird eigentlich nie Ironie verwendet, zum Beispiel. Und gerade Witze oder andere lustige Situationen, oft auch Wortwitze, verstehe ich bisher einfach noch nicht komplett, weil mir der Zusammenhang oder eine Vokabel fehlt. Insofern war das Volleyballspiel da mal eine schöne Abwechslung. Irgendwann kam der Chef dann aber auch und wir konnten endlich was essen - hatten wir uns ja jetzt auch verdient. Typisch ecuadorianisch gab es erst mal Suppe vorneweg, und dann das Fleisch mit Beilagen. Und ebenfalls typisch ecuadorianisch war alles SEHR großzügig berechnet. Von der Suppe und den Salaten ist mindestens mal die Häflte übrig geblieben. Vom Fleisch nur deshalb nicht ganz so viel, weil jeder eine Portion auf seinen Teller bekommen hat, die in Deutschland als Familienpackung verkauft werden würde. Ich habe extra nach einer kleinen Portion gefragt und hatte trotzdem noch ein Fußsohlengroßes Schnitzel, Hühnchen, 2 verschieden Würste, Kartoffeln und eine Kochbanane auf dem Teller. Als Sauce gab es Avocado-Mayonnaise. Verständlicherweise habe ich auch meine kleine Portion nicht ganz geschafft. Ich war dann aber etwas beruhigt, als auch ein paar andere ihre Portionen nicht aufgegessen haben und habe dann auch den Sinn der vielen Tüten verstanden, die wir mithatten. Was nicht aufgegessen wurde, wurde eingepackt. Nach dem Essen wurde dann aufgeräumt, geputzt, gespült - was eben so anfällt wenn für 20 Leute gekocht wurde. Dann war eigentlich geplant, zu tanzen, aber leider gab es keine gescheite Musik. Sowieso war der ganze Tag von interessanter Musik untermalt - Titanic, Eternal Flame... Die, die den USB-Stick dabeihatte hat sich andauernd entschuldigt und meinte, ihre Musik wäre besser, aber die Karte würde vom Computer nicht erkannt werden. Deshalb müssten wir jetzt die Musik von ihrem Mann (!!) hören. Hat der Stimmung aber nicht geschadet, die war trotzdem gut. Als dann alles aufgeräumt war gab es dann noch eine Runde Fußball. Wobei man von Fußball eigentlich nicht sprechen kann. Sogar "rumgebolze" ist eigentlich noch ein beschönigender Begriff, für das, was wir getan haben. Man darf sich das so vorstellen: 12 Spieler auf einer Rasenfläche, die etwas kleiner ist als ein Volleyballfeld ist. Mehr muss ich ja eigentlich nicht sagen - es war einfach ein Riesengedränge, aber trotzdem sehr lustig. Und ich wurde danach gelobt, dass ich so toll gespielt hätte, weil ich immer weitergekämpft hätte. Haha. Danach ging es dann auch schon wieder nach Hause - in meinem Falle mit rotem Gesicht. Ist aber nicht soo tragisch - erstens bedeutet das, dass das Wetter super war, außerdem hat Miguel (dem gehört das Haus) irgendwo für mich eine wunderschöne Mütze ausgegraben, mit der ich dann herumgelaufen bin. War insgesamt ein super Tag :)

 

Liebste Grüße,

Julia

The Danger of a Single Story

Dieser Blog bietet kein umfassendes Bild über die Kultur Ecuadors. Ich werde mir zwar Mühe geben, keine Vorurteile aufzubauen, aber ich kann leider nicht alle meine Eindrück hier schildern, und manches nehme ich als Ausländerin auch anders wahr, als es vielleicht wirklich ist. Seht mich also nicht als Expertin für Ecuador und fasst nichts von dem, was ich schreibe, als generelle Aussage über Ecuador(ianer) auf. Ein Film dazu, der das Problem an der Sache gut verdeutlicht, und den wir auf dem Vorbereitungsseminar gezeigt bekommen haben: http://blog.ted.com/2009/10/07/the_danger_of_a/