Wochenende in Puyo

Dieses Wochenende ging es das erste Mal so richtig ins Amazonasgebiet rein. Banos war zwar schon nah dran, aber doch noch sehr bergig. Das war auch eine der ersten schönen Sachen, die uns aufgefallen ist, schon auf der Hinfahrt - man konnte mal wieder so richig weit sehen! Normalerweise haben wir hier immer Berge vor der Nase, aber da war alles ein grüner Teppich, bis zum Horizont. Aber von vorne: Das Wochenende begann schon sehr früh - um 5 Uhr morgens haben wir den Bus genommen, damit wir in Puyo dann auch genug Zeit haben, alles anzugucken. Die Busfahrt an sich war auch schon echt schön. Hinter Banos geht es eine Schlucht entlang, die Berge sind mit Regenwald bewaldet und man hat echt schöne Blicke auf die Landschaft - und den Horizont. In Puyo angekommen sind wir dann ins Hostel, haben uns umgezogen (kurze Hosen - juhuu!) und haben uns dann auf den Weg gemacht zu einem Naturreservat, das im Reiseführer beschrieben ist. Wir haben also einen Bus genommen, der uns angeblich da rauslassen sollte. Wir standen dann aber an einer Kreuzung und sind losgewandert - nach 1,5h waren wir immer noch irgendwo im nirgendwo. Und alle Leute, die wir gefragt haben, wo das denn wäre, meinten, dass wir schon noch so 2h wandern müssten... also waren wir sehr froh, als ein Taxi vorbeikam, das uns dann dahin gebracht hat. In dem Reservat gibt es einen ca. 30m hohen Wasserfall mit dem schönen Namen "Hola Vida", unter dem man baden kann - das war nach der Wanderung im ungewohnten schwülen Klima unser Ziel. In dem Reservat sind wir dann erst mal noch ein wenig durch den Dschungel gelaufen, entlang an einem glasklaren Bach, bis wir den Wasserfall gefunden hatten (entgegen der Aussage des Guides ohne uns zu verlaufen :)). Und dann ab ins wohlverdiente Nass! Das war richtig schön - einmal war der Ort total schön, mit den ganzen moosbewachsenen und grünen Bäumen, dem Bach, dem Wasserfall, und dann ist es aber auch einfach ein geniales Gefühl gewesen, hochzugucken und dieses Wasser von oben herunterfallen zu sehen, direkt neben einem. Definitiv eins der schönsten Erlebnisse bisher hier in Ecuador. Leider war unser Timing nicht ganz so genial - als wir ins Wasser sind, ging gerade die Sonne weg, und als wir uns dann wieder abgetrocknet hatten fing es an zu regnen. Das war dann natürlich auch kein Nieselregen sondern ein richtig schöner Platzregen, der dann auch die nächste Stunde nicht aufgehört hat. Wir sind also klatschnass wieder aus dem Reservat rausgekommen und haben uns dann noch in ein Restaurant da gesetzt, um auf den Bus zu warten - diesmal ohne die stundenlange Wanderung, denn zweimal am Tag fährt auch einer direkt zum Reservat, und auf den haben wir dann gewartet. Zurück im Hostel haben wir uns dann erst mal geduscht und trockengelegt, dann ging es noch ein bisschen durch Puyo. Das ist jetzt nicht wirklich ein schönes Städtchen, aber wenn man schon mal da ist...

Am nächsten Tag sind wir in einen Zoo in der Nähe von Puyo. Hier gab es alles mögliche zu sehen - Flamingos, einen Emu, einen Nasenbär, weiße Pfauen, Papageien, Kanarienvögel, Kaimane... Was es halt im Dschungel so gibt. Das Highlight war aber nicht hinter Gittern, sondern bestand aus drei kleinen Äffchen, die alle aussahen wie Herr Nilsson, und die frei herumgesprungen sind. Die waren auch gar nicht scheu sondern sind auf uns herumgeklettert, haben meine Hand angenagt und uns als Sprungbrett genutzt - das war wirklich witzig. Nach dem Zoo hatten wir noch ein bisschen Zeit und sind deshalb in einen Orchideenpark gegangen, der auch im Reiseführer stand. Da sah es dann allerdings ein bisschen anders aus als gedacht. Das ganze ist ein Privatgrundstück von ca. 7 Hektar, auf dem die Besitzer versuchen, den Regenwald möglichst naturgetreu wieder herzustellen. Das mit dem Regen hat schonmal geklappt - wir wurden mal wieder richtig nass. Und auch ansonsten ist es richtig schön dort, auch wenn man den Unterschied zwischen dem aufgeforsteten Wald und dem im Reservat doch gesehen hat. Aber die Führung war echt interessant - und auch notwendig, um die Orchideen zu finden. Im Moment ist nämlich die Zeit, in der eher die kleinen Orchideen blühen, und die sind etwa 5mm klein - die größeren von ihnen. So hat unser Führer dann manchmal einfach vor einem bemoosten Baum gehalten und die Lupe vor das grün gehalten, und dann war da eine Orchidee. Die sahen dann natürlich auch echt schön aus. Leider konnten wir die Tour nicht bis zu Ende machen, weil wir unseren Bus bekommen mussten. Tja, und dann ging es auch schon wieder nach Hause.

 

Dort wurde ich von einem vollen Haus empfangen. In meiner Familie wird von jetzt an jeden Abend bis Weihnachten "Navideña" gefeiert. Das bedeutet, dass alle zusammen kommen, man für etwas betet, ein bisschen aus der Bibel liest, einen Segen empfängt und singt - letzteres klappt in meiner Familie allerdings nicht so gut... :) Eigentlich ganz schön, weil so zumindest ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommt. So richtig besinnlich ist das ganze aber trotzdem nicht so richtig. Danach wird dann immer noch eine "Kleinigkeit" gegessen - so viel zu meiner Bikinifigur für die Küstenreise nach Weihnachten :D.

 

Liebste Grüße,

Julia

 

The Danger of a Single Story

Dieser Blog bietet kein umfassendes Bild über die Kultur Ecuadors. Ich werde mir zwar Mühe geben, keine Vorurteile aufzubauen, aber ich kann leider nicht alle meine Eindrück hier schildern, und manches nehme ich als Ausländerin auch anders wahr, als es vielleicht wirklich ist. Seht mich also nicht als Expertin für Ecuador und fasst nichts von dem, was ich schreibe, als generelle Aussage über Ecuador(ianer) auf. Ein Film dazu, der das Problem an der Sache gut verdeutlicht, und den wir auf dem Vorbereitungsseminar gezeigt bekommen haben: http://blog.ted.com/2009/10/07/the_danger_of_a/