Morgen kommt der Weihnachtsmann...

Die letzten Tage standen ganz im Zeichen von Weihnachten. Zunächst mal war am Freitag (mein letzter Arbeitstag dieses Jahr) "Paso del niño" mit meiner Arbeit. Das ist eine Art Weihnachtsumzug. Hier verkleidet sich jedes Bereich des Ministeriums und tanzt dann durch die Stadt. Das ganze läuft ziemlich genauso ab wie ein Faschingsumzug in Deutschland - auch von der Verkleidung her. Wir waren "Muñecas de Vilcabamba". Unsere Verkleidung bestand aus einer grünen Perücke aus Wolle (Pony mit 2 geflochtenen Zöpfen), einer Rotkäppchen-ähnlichen Mütze und einem kurzen roten Kleidchen, wo wir dann schwarze Leggins und einen schwarzen Pulli drunter hatten. Schminke gab es natürlich auch: Das Gesicht wurde weiß angemalt, dann haben wir rosa Punkte auf die Backen gemalt und goldene Wimpern angeklebt bekommen, über die Augen kam roter und grüner Lidschatten, die Lippen knallrot angemalt und zu guter Letzt kam noch Glitzer auf die rosa Bäckchen. So tanzten wir dann etwa 1,5h durch Riobamba. Eigentlich war das ganz lustig - nur eben nicht sonderlich weihnachtlich. Diese Umzüge werden von jeder Schule, Firma und Institution gemacht, so scheint es zumindest. Die letzten Tage gab es jeden Tag mehrere, und immer mit sehr lauter Musik. Generell ist Riobamba im Moment sehr laut und bunt. Jeder Laden, der Weihnachtssachen verkauft, macht deutlich darauf aufmerksam: mit lauter Musik (aber denkt jetzt nicht etwa, da würden Weihnachtslieder gespielt - eher die Charts dieses Jahres) und viel Bling-Bling. In meinem absoluten Horrorladen wird außerdem noch von einer lauten und verzerrten Werbestimme auf die verschiedenen Angebote aufmerksam gemacht. Außerdem wird an jeder Straßenecke Weihrauch verkauft, und dementsprechend riecht es auch. Der absolute Horror findet aber im Parque Maldonado statt: Dieser wurde vor ein paar Tagen in ein Lichertermeer verwandelt. Könnte ja eigentlich ganz romantisch sein, ist es aber nicht. Der Brunnen in der Mitte ist jetzt ein riesengroßer, blau glitzernder Tannenbaum, über die Bäume wurden wahllos tausende Lichertketten geworfen, es wurde eine Krippe aus leuchtenden lebensgroßen Personen aufgebaut und außerdem noch viele Lichterbäume dazugestellt - unter anderem orangene Palmen. Der ganze Park leuchtet jetzt in neongrün, -pink, -blau, -gelb, -lila, -orange, -rot... Gesponsert ist das ganze vom Elektrizitätswerk in Riobamba :). Wir waren zufälligerweise auch bei der Eröffnung dabei. Als in einer der Reden gesagt wurde, dass es in Riobamba jetzt so aussehen würde wie in Amerika und Europa konnte ich nur kurz lachen.

Ein weiterer weihnachtliher Moment war das Weihnachtskonzert gestern Abend, das vom Orchester des Centro Cultural, in dem Nina arbeitet, mit unterstützung von ein paar Freiwilligen gespielt wurde. Neben einigen Weihnachtslieder wie "Stille Nacht, Heilige Nacht,", "Rudolph, the red-nosed reindeer" und "Jingle Bells" haben wir aber auch "Fluch der Karibik" und "Star Wars" gespielt. Dem Publikum hat's aber trotzdem gefallen.

Wie ihr seht - das Wort "besinnlich" oder "gemütlich" würde hier keiner mit Weihnachten in Verbindung bringen.

Tja, und heute ist schon der 23., ich habe alle Geschenke gekauft, und bin mal gespannt, was morgen so kommt. In meiner Gastfamilie gibt es ein gemeinsames Abendessen mit der gesamten Familie - ungefähr 50 Leute. Das wird für mich eher anstrengend, befürchte ich. Generell erwarte ich nicht, dass das morgen ein super schöner Tag wird - es ist und bleibt Weihnachten ohne meine Familie und gewohnte Traditionen. Dafür geht es dann aber am 25. los an die Küste für eine Woche Urlaub, und da dürft ihr dann zurecht neidisch auf mich sein!

 

Euch allen ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr,

Julia

The Danger of a Single Story

Dieser Blog bietet kein umfassendes Bild über die Kultur Ecuadors. Ich werde mir zwar Mühe geben, keine Vorurteile aufzubauen, aber ich kann leider nicht alle meine Eindrück hier schildern, und manches nehme ich als Ausländerin auch anders wahr, als es vielleicht wirklich ist. Seht mich also nicht als Expertin für Ecuador und fasst nichts von dem, was ich schreibe, als generelle Aussage über Ecuador(ianer) auf. Ein Film dazu, der das Problem an der Sache gut verdeutlicht, und den wir auf dem Vorbereitungsseminar gezeigt bekommen haben: http://blog.ted.com/2009/10/07/the_danger_of_a/