Geburtstag und Besuch aus Deutschland

Mein Geburtstagswochenende fing schon am Freitag mit einem sehr schönen Ereignis an: meine Oma und Opa sind zu mir nach Riobamba gekommen! Die haben eine Rundreise durch Ecuador gemacht und diese so geplant, dass sie genau über meinen Geburtstag bei mir waren. Und ich habe mich natürlich riesig gefreut, sie zu sehen. Am Freitag habe ich ihnen dann schon mal ein bisschen die Stadt gezeigt, ihnen meine Familie vorgestellt und wir haben uns gegenseitig viel erzählt. Freitagabend wurde ich dann mit verbundenen Augen zu meiner Überraschungs-Geburtstagsparty abgeholt. Die fand in der WG von ein paar anderen Freiwilligen in Riobamba statt. Als ich dort ankam, war alles schon sehr schön geschmückt, es gab Musik - nur die Ecuadorianer waren noch nicht da um Überraschung! zur rufen :D. War aber trotzdem toll. Wir haben getanzt, uns unterhalten, und um 00:00 habe ich dann ein pinkes blinke-Geweih (weiß leider nicht, wie ich das besser beschreiben soll) aufgesetzt bekommen und wurde mit dem Gesicht in die Torte getunkt. Leckere Torte, übrigens :).

Samstagmorgen wurde ich dann mit einem Geburtstagslied von meinen Großeltern geweckt und es gab erst mal Bescherung - in ihrem Koffer war danach viel mehr Platz. Dann habe ich mit meiner Familie zu Hause geskypet, da wurde mir noch mal gesungen, und Nachmittags kamen dann Nina und Daniel noch mal vorbei. Abends hat meine Gastfamilie hier Pizza gemacht und es kamen ein paar Verwandte, die Torte wurde diesmal allerdings vor meinem Gesicht verschont :). Und dann haben wir einen sehr schönen Abend dort alle zusammen verbracht, mit viel Dolmetschen und schönen Gesprächen, viel Lachen und spanischen Geburtstagsliedern. Oh, und ich habe noch ein zweites blinke-Geweih bekommen - diesmal in Orange. :)

Am Sonntag habe ich dann meinen Großeltern noch ein wenig mehr von der Umgebung von Riobamba gezeigt. Ich war mit ihnen in Colta bei einer Lagune, wo ein schöner Park angelegt ist. Außerdem ist dort die älteste Kirche Ecuadors zu besichtigen. Dort sind wir dann ein bisschen rumspaziert, haben uns die Artesania-Stände angeguckt und fanden es gut, dass die Sonne nur ein bisschen geschienen hat. Danach sind wir direkt nach Guano, einem anderen Städtchen in der Nähe von Riobamba und haben uns auch das noch angeguckt. Da gibt es zwar nicht soo viel zu sehen, aber es ist ein süßes kleines Städtchen auch mit ganz viel Handwerkskunst und einem typischen Nachtisch namens Cholas, den wir natürlich auch probiert haben. Abends gab es in meiner Familie Raclette (allerdings wird das hier anders gemacht: wir haben Zwiebeln, Paprika, Fleisch und Champignons oben drauf gegrillt und nur den Käse in die Pfännchen gemacht, und dazu gab es dann natürlich Reis) und den Wein, den Oma und Opa mitgebracht hatten. Ein Glück hatten sie den schon ein paar Tage vorher in Ecuador gekauft, denn an dem Tag waren ja Wahlen, weswegen im ganzen Land kein Alkohol verkauft wurde - schon seit Freitag - damit keiner betrunken wählen geht. An meinem Geburtstag hatten wir auch nur deshalb etwas Bier, weil wir glaubhaft versichern konnten, dass wir ja eh nicht wählen können.

Am Montag bin ich dann morgens kurz zur Arbeit, aber nachdem ich erklärt hatte, dass ja meine Großeltern da sind, durfte ich schnell wieder gehen. Dann wollten wir eigentlich in ein Museum, das aber leider zu hatte, stattdessen bin ich dann mit Oma und Opa etwas abseits der Touristenpfade gewandelt, habe ihnen mein Lieblingscafé gezeigt und ein wenig vom Leben in Riobamba. Um 16:00 ging es dann allerdings auch schon weiter nach Alausi, wo für den nächsten Tag die Bahnfahrt anstand. Dort kamen wir zum Glück noch im Hellen an und konnten uns noch ein wenig von der Stadt angucken, unter anderem San Pedro de Alausi, den Schutzpatron der Stadt, der als große Mosaikstatue auf einem Hügel steht und von wo aus man einen schönen Blick über das Städtchen und die Landschaft hatte. Abends sind wir dann noch typisch ecuadorianisch Essen gegangen, und durften dann in einem (zumindest aus meiner derzeitigen Sicht) sehr schönen Hotel schlafen - mit seeeehr bequemen Matratzen und einem leckeren Frühstück am nächsten Tag.

Vom Frühstücksraum aus hatte man auch einen sehr schönen Blick in das Tal hinein, dass jetzt während der Regenzeit viel grüner ist, als es das letzte Mal war, als ich da war. Ich konnte auch leider nicht mehr den Hügel erkennen, den wir das letzte Mal erklommen waren.

Um 11 ging dann die Fahrt mit dem Zug zur Teufelsnase los. Das erste witzige waren die Sitze im Zug - da standen einfach Stühle drin, ohne Befestigung oder irgendwas. Die sind zwar wegen des Gummibodens nicht gerutscht, war aber trotzdem irgendwie lustig. Dann ging es los - mit maximal 30km/h durch die Anden. Während der Fahrt wurden uns Informationen zum Beispiel über den Bau der Bahnstrecke erzählt, ansonsten haben wir aus dem Fenster geguckt und die Landschaft genossen. Der erste Stopp war der an der Teufelsnase, einer Felsformation die ein wenig an eine Nase erinnert und als eine der gefährlichsten Stellen beim Bau der Strecke galt, daher der Name. Einen zweiten Stopp gab es dann am Bahnhof von Sibambe, dem einzigen Bahnhof, der noch in Betrieb ist. Der wurde sehr touristisch ausgebaut, man konnte eine Kleinigkeit essen und es gab ein kleines Museum über die Bahn, außerdem gab es einen Platz, wo Indigenas getanzt haben. Und dann ging es auch schon wieder zurück - insgesamt hat die Fahrt etwa 2,5h gedauert. Und es war schon interessant, zu sehen, dass die Bahn hier in Ecuador doch eine ganz andere Bedeutung hat - viel mehr touristisch, als tatsächlich Transportmittel. Die Strecke zwischen Guayaquil und Quito wird gerade wieder ausgebaut, das ist dann eine 2-Tages-Tour - mit dem Bus dauert es ca. 8h. Und dann kam der Schwierigste Teil der paar Tage - der Abschied von Oma und Opa. Aber nur noch knapp ein halbes Jahr, dann sehe ich sie wieder! Ach genau, kurze Anmerkung nebenbei: seit heute, 5. März, ist die 2. Hälfte meiner Zeit in Ecuador angebrochen, und es ist unglaublich, wie schnell die herumgegangen ist!

 

Saludos,

Julia

 

P.S.: Jaaa, ich weiß, ich hatte Bilder versprochen... aber ihr müsst euch jetzt doch noch ein bisschen gedulden. Bis mein Gastbruder wieder am studieren ist, denn mit ihm im Haus sind wir zwei, die das Internet benutzen, und das macht es seeeeehr langsam.

The Danger of a Single Story

Dieser Blog bietet kein umfassendes Bild über die Kultur Ecuadors. Ich werde mir zwar Mühe geben, keine Vorurteile aufzubauen, aber ich kann leider nicht alle meine Eindrück hier schildern, und manches nehme ich als Ausländerin auch anders wahr, als es vielleicht wirklich ist. Seht mich also nicht als Expertin für Ecuador und fasst nichts von dem, was ich schreibe, als generelle Aussage über Ecuador(ianer) auf. Ein Film dazu, der das Problem an der Sache gut verdeutlicht, und den wir auf dem Vorbereitungsseminar gezeigt bekommen haben: http://blog.ted.com/2009/10/07/the_danger_of_a/